Deutliche Trend-Umkehr: Nitrat-Eintrag sinkt

Deutliche Trend-Umkehr: Nitrat-Eintrag sinkt

Der Nitrat-Eintrag im Sickerwasser ist in den vergangenen neun Jahren deutlich gesunken.

Landkreis Diepholz/Nienburg - „Wir haben gemeinsam mit den beteiligten Landwirten in den letzten Jahren eine eindeutige und belegbare Trendumkehr des Nitrat-Eintrages erreicht“, freut sich Dr. Franz Antony. Der Diplom-Agraringenieur ist Geschäftsführer der INGUS Ingenieurdienst Umweltsteuerung GmbH, die im Auftrag des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) jedes Jahr Nitrat-Tiefenbohrungen im Gebiet „Mittlere Weser“ der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) vornimmt und dort die Sickerwassergüte untersucht.

Das Gebiet „Mittlere Weser“ erstreckt sich von Delmenhorst im Norden über die Landkreise Diepholz und Nienburg bis an die Landesgrenze von Nordrhein-Westfalen auf mehr als 172.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Das Fazit der Bohrungen: Innerhalb von neun Jahren reduzierte sich der Nitrat-Eintrag im Gesamtdurchschnitt von 148 auf 102 mg/l. Um dies zu belegen, wurde die Sickerwassergüte der letzten neun Winterhalbjahre von 2010/2011 bis 2019/2020 auf insgesamt 30 Praxisschlägen bis zu einer Tiefe von drei Metern unter die Lupe genommen – jedes Jahr sogar mit drei Wiederholungsbohrungen pro Schlag.

Diese Ergebnisse zeigen, dass sich eine engmaschige Betreuung der landwirtschaftlichen Betriebe auszahlt: „In der Beratung beachten wir vor allem die Standortunterschiede“, sagt Franz Antony. Werden vornehmlich sandige Böden bewirtschaftet oder moornahe Flächen? „Wir teilen die Gebiete über die bekannten Boden-Klima-Räume der Landwirtschaftskammer Niedersachsen hinaus in kleinere naturräumliche Einheiten ein, bewerten die Standorte und arbeiten genau im Raum.“ Eine Messung auf dem Acker sei besonders exakt und aussagekräftig, so Franz Antony. „Wir bohren praktisch dem Nitrat hinterher“, erläutert er.

Noch bevor Nitrat ins Grundwasser gelangt, misst das INGUS-Team es bereits im Sickerwasser. Das sei ein Frühindikator und ermögliche eine jährliche Auswertung. „So müssen wir nicht 20 Jahre warten, bis das Nitrat im Grundwasser angekommen ist.“ Vielmehr könne man auf diese Weise frühzeitig Trends erkennen und die Beratung der landwirtschaftlichen Betriebe entsprechend anpassen. Bei den Nitratgehalten gebe es selbst auf Schlägen vergleichbarer Böden große Unterschiede: Auf Sand weise der beste Schlag beispielsweise weniger als 50 mg/l Nitrat auf, ein anderer hingegen 160 mg/l Nitrat. „Unser Ziel ist ein Benchmarking im positiven Sinne. Wir wollen zeigen, welches Potenzial zur Verbesserung da ist. Und dass man auch an die besten Betriebe immer rankommen kann“, sagt Franz Antony über die passgenaue Beratung. Sicher hätten die unterschiedlichen Nitratwerte auch etwas mit der Fruchtfolge zu tun. Wichtig sei es, die Nitratauswaschung im Winter gering zu halten. Dazu sei der Stickstoff-Wert (Nmin) im Herbst entscheidend: „Zwischenfrüchte reduzieren diesen Wert zum Beispiel deutlich auf bis zu 24 Kilogramm“, sagt Franz Antony. Generell brauche man Werte unterhalb von 40 Kilogramm Stickstoff, um die Nitrat-Auswaschung zur Erreichung der Ziele der Düngeverordnung so gering wie möglich und zugleich den Stickstoff für die Pflanzen im Boden verfügbar zu halten.

Hier setzt die Beratung an. Für 96 Betriebe übernimmt die INGUS die gesamtbetriebliche Düngeplanung im WRRL-Gebiet „Mittlere Weser“ – und zwar jedes Jahr und schlaggenau. „Dabei gehen wir mehr ins Detail und schauen uns jeden Schlag in Bezug auf Vor-, Haupt- und Zwischenfrucht an“, berichtet Ralf Klocke vom INGUS-Standort Syke. Eine Beratung, die das Land zu 100 Prozent finanziert. „Wenn wir den Herbst-Nmin-Wert in den Griff bekommen, also ausreichend reduzieren, tritt automatisch eine Verbesserung ein“, meint Franz Antony. „Wenn wir bei 70 mg/l wären, wäre für den Ackerbau schon viel erreicht“, gibt der Experte einen Ausblick auf den Nitratwert, den er im Sickerwasser für möglich hält.

Die Methoden, die die INGUS im Auftrag des NLWKN anwende, könne man auch auf einer größeren Maßstabsebene nutzen, ist der Experte überzeugt. „Deutschland habe der Europäischen Union bis heute keine Trendumkehr belegen können. Dabei können wir das regional durchaus.“ Er und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stützen sich bei ihrer Arbeit vornehmlich auf Fakten: „Wir versuchen Fortschritte zu messen. Denn dann sind die Zahlen auch glaubwürdig“, sagt Franz Antony.