Dezember 2025
Liebe Mitglieder,
Landwirtinnen und Landwirte tragen eine große Verantwortung: für Tiere, Pflanzen, Böden und Umwelt. Unsere Landwirtschaft ist das Rückgrat der Lebensmittelversorgung in Deutschland.
Doch hinter der idyllischen Fassade der Bilderbücher oder der romantischen Vorstellung der urbanen Bevölkerung kämpfen viele Landwirtinnen und Landwirte mit einer tiefgreifenden psychischen Krise. Die Zahlen sind alarmierend: Etwa jeder vierte Landwirt in Deutschland ist von einem Burnout bedroht, eine Rate, die weit über dem allgemeinen Bevölkerungsdurchschnitt liegt. Noch erschütternder ist, dass Landwirte in manchen EU-Staaten, wie z. B. Frankreich, einem erhöhten Suizidrisiko unterliegen. Dort nimmt sich alle zwei Tage ein Landwirt das Leben. Landwirte sind nicht „schwächer“, sondern sie erlauben sich, aufgrund ihrer Mentalität, Probleme mit sich selbst auszumachen und seltener Hilfe zu suchen. Psychische Gesundheit ist in ländlichen Regionen noch immer ein Tabuthema. Viele fühlen sich verpflichtet durchzuhalten, zu funktionieren und keine Schwäche zu zeigen. Viele von uns arbeiten über 60 Stunden pro Woche, häufig ohne geregelte, freie Wochenenden. Diese permanente Belastung führt bei vielen zu einer chronischen Erschöpfung. Das Gefühl, das die Arbeit nie fertig wird, führt zu einem hohen Burnout-Risiko. Neben der körperlichen Belastung kommen noch wirtschaftliche Unsicherheiten dazu: Preisdruck, Bürokratie, Generationsprobleme und gesellschaftliche Kritik. Das schafft viel Druck im Kopf - mit allen Konsequenzen. Diese seelischen Belastungen bleiben oft unsichtbar – aber sie wirken enorm, nicht nur seelisch, sondern auch körperlich Das alles über einen längeren Zeitraum macht krank, nicht erst mit zunehmenden Alter. Burnout und Suizidgedanken sind keine persönlichen Fehlleistungen, sondern Ausdruck unerträglicher Belastungen, die niemand allein tragen sollte. Was wir brauchen, ist ein Verständnis dafür, dass die psychische Gesundheit genauso ernst genommen wird wie die körperliche.
Darum mein Wunsch zu Weihnachten: Lasst uns gemeinsam aufeinander acht nehmen. Wenn euch eine Kollegin oder ein Kollege auffällt, der oder die sprichwörtlich am Stock geht, sprecht ihn an. Es gibt niederschwellige Hilfe bei der SVLFG Krisenhotline 0561 78510101. Nutzt dieses Angebot – denn wir wollen keine französischen Verhältnisse.
In diesem Sinne wünsche ich Euch allen ein ruhiges und entspanntes Weihnachtsfest,
Jürgen Meyer, Vorsitzender