Drei Stunden geballtes Landwirtschaftswissen

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Spargel und Beeren, Flurbereinigung, Milchviehhaltung und Milcherzeugung sowie die Vermarktung von Schweinen und Rindern: Die Teilnehmer erlebten an einem Nachmittag die geballte Wissensvermittlung auf vielen Feldern.

Haendorf (ine). Mehrere Bürgermeister und Kindergarten-Leitungen, einige Landwirte und mit Axel Knoerig auch ein Bundestagsabgeordneter: Sie alle nahmen gemeinsam Platz auf den Strohballen, die auf zwei Anhänger geschichtet waren und ließen sich durch Haendorf, Asendorf und Scholen kutschieren. Dabei war der Weg das Ziel: Auf der diesjährigen Feldrundfahrt des Landvolk Mittelweser wollten die Landwirte des Bezirks Bruchhausen-Vilsen nicht nur einige ihrer Betriebe und deren Arbeit vorstellen, sondern auch die aktuellen Herausforderungen, denen sich die Landwirtschaft stellen muss. 

Eine davon ist der stetig steigende Mindestlohn: „Ich möchte meinen Leuten gerne mehr Geld geben“, sagte Thies Meyer, der zusammen mit seinen Eltern einen Sonderkulturen-Betrieb mit Spargel und Beeren in Haendorf bewirtschaftet. Steigende Löhne bedingen aber auch, „dass wir an der Umsatzschraube drehen.“ Was wiederum höhere Kosten für den Verbraucher bedeutet. Und inwieweit die am Markt durchsetzbar sind, sei fraglich. Zugleich warb Thies Meyer bei seinen Berufskollegen darum, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, wann immer sie sich ihnen bietet. 

Sein Vater Wilken Meyer, Bezirkssprecher des Landvolk Mittelweser und Vorsitzender der Flurbereinigung im Bereich Haendorf, zeigte den Gästen einige positive Ergebnisse der Flurbereinigung in Form von sanierten Wegen und konstatierte: „Wir gewinnen alle durch die Flurbereinigung.“ Auch wenn es schwer sei, wenn seitens des Landes plötzlich Gelder gestrichen würden, die eigentlich dringend benötigt würden – im Fall von Haendorf sind dies 700.000 Euro. Weiter ging die Fahrt der rund 50 Teilnehmer dann Richtung Asendorf. Der Trecker, der die Anhänger zog, stoppte zunächst auf dem Hof der Molkerei Grafschaft Hoya. Dort erfuhren die Teilnehmer von Geschäftsführer Sebastian Brünjes mehr über die Molkerei und setzten ihre Fahrt dann zur Viehvermarktungsgemeinschaft Aller-Weser-Hunte eG fort. In der Halle, in der sonst die Lastwagen gesäubert werden, hielten die Teilnehmer und erfuhren von Geschäftsführer Matthias Hogrefe, dass die Viehvermarktungsgemeinschaft mit 37 Lkw-Zügen im ganzen Norden unterwegs ist, um Schweine und Rinder zum möglichst nächstgelegenen Schlachthof zu transportieren. Pro Jahr vermarktet das Unternehmen 1,8 Millionen Schlachttiere. „Tierhaltung hat weiter eine Chance“, erklärte Matthias Hogrefe und stellte dar, wie die aktuelle Lage im Rinderbereich aussieht. „Rindfleisch ist europaweit knapp und gesucht“, sagte der Geschäftsführer. Weiter ging die Fahrt dann Richtung Scholen: Mit dem Trecker fuhren die Teilnehmer direkt durch den Kuhstall der Familie Drunagel, den diese im Jahr 2013 gebaut hatte. Zum Schluss schauten sich alle das wiederhergestellte Schlatt am Hittloger Moor an, das von der Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz betreut wird. „Hier ist etwas entstanden, was sich sehen lassen kann“, freute sich Landwirt Arend Meyer.

Spargel und Beeren, Flurbereinigung, Milchviehhaltung und Milcherzeugung sowie die Vermarktung von Schweinen und Rindern: Die Teilnehmer erlebten an einem Nachmittag die geballte Wissensvermittlung auf vielen Feldern. Und hörten auch mehr über die Herausforderungen, denen sich die Landwirtschaft stellen muss: Die überbordende Bürokratie war wohl in allen Redebeiträgen ein großes Thema. „Außerdem gelten in Europa teilweise eine Landesgrenze weiter andere Regeln“, berichtete Christoph Klomburg, Vorsitzender des Landvolk Mittelweser. Hier gegenzusteuern sei wichtig, befand er gemeinsam mit anderen Berufskollegen, die sich über eines einig waren: „Wir sind gläsern und müssen noch die Luft zum Atmen haben. Wir sind Unternehmer. Und denen darf man ruhig etwas zutrauen.“