Meine Meinung - Februar 2022

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Christoph Klomburg
Christoph Klomburg

Liebe Mitglieder,
„egal oder regional? Du hast die Wahl!“ titelt eine große Agrarzeitung mit 50-jähriger Geschichte.
Aber wer die Wahl hat, der hat bekanntlich auch die Qual und muss versuchen sich im Irrgarten der Versprechungen zu orientieren. Immer schneller werden den deutschen Kunden immer neuere Produkte in Sachen Haltungsstufen, bio, vegan oder alle erdenklich anderen Ersatzprodukte präsentiert.
Woher und von wem sollen die angekündigten Luftschlösser erfüllt werden, wenn die über Jahre künstlich verteuerte und sich verknappende heimische Produktion den Bedarf niemals decken kann?
Richtig geraten, aus dem „Mir-doch-egal-Land“! Am Regal endet schließlich die Moral!
Zum einen ist es das Oligopol des LEH, zum anderen ist es die Politik, die das Angebot von ökologisch erzeugten Lebensmitteln bis 2030 auf 30 Prozent steigern will. Aber Achtung, es geht hierbei um das geplante Angebot, nicht um die wirkliche Nachfrage oder gedeckte Kosten dieser Produktion in Deutschland!
Parallel dazu wird der Absatz der konventionellen deutschen Produkte auf allen Ebenen der Erzeugung, der Verarbeitung und des Absatzes massiv gestört. Da gibt es Baurecht, Förderrecht, Umweltrecht, Düngerecht, Klimaschutz, Tierschutz, Insektenschutz, Pflanzenschutz, Einschränkungen von Exportmöglichkeiten, die völlig aus dem Ruder gelaufene Bürokratie, Dokumentationsflut und am Ende auch die Folgen der Corona-Einschränkungen.
Alles Dinge, die schon lange in Einklang gebracht werden müssen, aber den Höfen läuft jetzt die Zeit und mittlerweile auch das Geld davon.
Oder anders formuliert: Wenn die deutsche Bioproduktion eben nicht wie geplant absolut gesteigert wird, dann kann man den prozentualen Anteil der deutschen biologischen Erzeugung immerhin noch dadurch erhöhen, in dem man konventionell wirtschaftende Höfe zur Aufgabe zwingt.
Toll, man muss nur lange genug ankündigen und auf Zeit spielen, dann läuft das schon!
Es wurde demonstriert, es wird diskutiert und es wird sich viel aufgeregt, doch am Ende scheint die gesamte Landwirtschaft dermaßen weichgeklopft und erschöpft zu sein, dass uns schlichtweg die Kraft fehlt, noch kreativ zu sein.
Bitte mich nicht falsch zu verstehen, wir arbeiten uns an allen Dingen ab und es wird immer irgendwie weitergehen, aber wenn in einer Gesellschaft immer einseitig neue Bedingungen an uns herangetragen werden, ohne diese zu bezahlen oder überhaupt erst zu ermöglichen, dann ist es an der Zeit nicht schneller zu laufen, sondern erstmal stehen zu bleiben und durchzuatmen.
Ich bitte daher jede Bauernfamilie, sich jede nur mögliche Beratungshilfe zu holen. Zu rechnen und ehrlich zu analysieren, um zusammen daraus die beste Lösung für den Hof zu entwickeln.
Einfach so weitermachen wie bisher, kann ebenso der schnelle Ruin sein wie in neue Luftschlösser zu investieren!

Christoph Klomburg, Vorsitzender