Juni 2023

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Christoph Klomburg
Christoph Klomburg

Liebe Mitglieder,
auf landwirtschaftlichen Betrieben müssen Gewinne erwirtschaftet werden, damit sie investieren können – soweit erstmal klar. Im aktuellen Wirtschaftsjahr sieht es in vielen Bereichen durchaus positiv aus, und die Gewinne sind trotz enormer Marktverwerfungen durch den russischen Angriffskrieg gestiegen.
Auf der anderen Seite zeigt das Stimmungsbarometer auf den Betrieben in die entgegengesetzte Richtung. Nun könnte man leichtfertig sagen, dass bei einigen Landwirten ein gewisser Hang zum permanenten Klagen vorhanden ist. Das trifft vereinzelt bestimmt auch zu, greift aber im Ganzen zu kurz.
Die Stimmung trüben die vielen ausgegebenen Zukunftsziele, die speziell Deutschland und die EU irgendwann einmal erreichen möchten. Das sind in vielen Fällen zwar nur Wünsche, und wünschen darf man sich ja bekanntlich erst einmal alles.
Es sind diese Zielvorgaben, die den jetzigen Betriebsleitern Sorgen bereiten, denn sie sollen auf eigenes Risiko mit ihrem Eigentum die Wünsche anderer erfüllen.
Die Zieljahre sind klug gewählt, sie bewegen sich nicht zu weit in die Zukunft, aber weit genug, um die Ergebnisse politisch nicht mehr verantworten zu müssen.
Dies führt bei uns Berufskollegen nicht gerade zu einem Investitionsschub, da wir im Endeffekt nur unseren Familien und den Betrieben gegenüber Rechenschaft tragen und eben nicht Erfüllungsgehilfen von so manch karriereorientiertem Stimmenfänger sind.
Darum müssen wir unverzüglich Abstand davon nehmen, nur schön gemalte Zielsetzungen auszuloben. Wir müssen wieder hin zu lösungsorientiertem Handeln und die Probleme aufzeigen, die uns dabei im Wege stehen.
Damit meine ich keine neuen runden Tische, sondern wissenschaftlich gestützte Folgenabschätzung ohne Ideologie oder andere Träumereien. Auf Kreisebene klappt das hervorragend im Sinne aller Beteiligten. Auf höheren Ebenen arbeiten wir mit Hochdruck daran.
Lasst uns positiv bleiben, denn dann wird das Beste wieder vor uns liegen und nicht hinter uns!