Juli 2023

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Tobias Göckeritz
Tobias Göckeritz

Liebe Mitglieder,
das Wirtschaftsjahr ist zu Ende, die Ernte hat begonnen und der jährliche Bauerntag hat stattgefunden.
Wie und ob das abgelaufene Jahr erfolgreich für den einzelnen Betrieb war, hängt in diesem abgelaufen Wirtschaftsjahr extrem davon ab, wann er verkauft und eingekauft hat. Gerade als Schweinebauer kenne ich volatile Märkte, aber was seit der Ernte 2022 in den Getreide-, Futter-, Dünger- und Energiemärkten los war, ist schon schwindelerregend. So werden alle Durchschnittszahlen, die über die Betriebsergebnisse in den kommenden Monaten veröffentlicht werden, für den einzelnen Betrieb keine Aussagekraft haben. Das ist so, als wenn man sagt, das Wasser ist im Durchschnitt angenehm temperiert, aber die eine Probe war ein Grad kalt und die zweite 60 Grad heiß. Wer mit seinem Kauf- und Verkaufszeitpunkt auf dem falschen Fuß erwischt wurde, der wird im abgelaufenen Jahr übel Federn gelassen haben. Es bleibt der alte Grundsatz: „Ein Drittel vor der Ernte, ein Drittel in der Ernte und ein Drittel nach der Ernte zu verkaufen“. Ähnliches gilt auch für den Einkauf der Betriebsmittel: Risiken splitten, denn  niemand hat eine Glaskugel!
Der Bauerntag in Münster stand unter dem Motto: „Perspektiven schaffen, Zukunft bauen!“  Untertitel: „Ernährung sichern, Klima schützen und Artenvielfalt erhalten.“ Ich kann mit diesen Zeitgeist-Plattitüden wenig anfangen, läuft doch vieles in eine falsche Richtung. Man hat große Angst in der Spitze des Bauernverbandes, dass man nicht mehr eingeladen wird, dass man sich dem Mainstream anbiedert.
Am ersten Tag hat man sich also wieder, wie schon in Lübeck, mit
dem „Zukunftsbauer“ (nicht gegendert :-) ) beschäftigt. Für mich ist jeder Betrieb, der sich durch den Wust von Verordnungen durchkämpft und weitermacht ein Zukunftsbauer – die Betriebe haben andere Sorgen. Die Bayern haben ihren Vizepräsidenten im DBV behalten. Es ist jetzt Günther Felßner (56 Jahre alt, 80 Kühe und 160 Hektar) geworden. Felßner war zehn Jahre lang Vizepräsident in Bayern und ist seit letztem Jahr Präsident des BBV. Er wurde mit mäßigen 86,7 Prozent der Stimmen gewählt. Das Highlight für mich war der Vortrag von Prof. Dr. Wilhelm Windisch über die ökologische Notwendigkeit von Nutztierhaltung. Leider kam Özdemir erst am nächsten Tag und verpasste die Chance, sein rudimentäres Wissen etwas zu erweitern.